Im Herbst freuen sich Laub- und Obstbäume über einen Rückschnitt. Wachstum und Ertrag werden dadurch gefördert. Wir erklären, wann und wie Du den Baumschnitt idealerweise durchführen solltest, damit Deine Bäume bis zum Frühling munter wachsen.
Den ganzen Sommer über hast Du Dich an den Bäumen im Garten erfreut. Damit das auch im nächsten Jahr so bleibt und sich der Baum optimal entwickeln kann, solltest Du überflüssige oder kranke Äste zum Jahresende hin entfernen. Auch als Laie kannst Du den Schnitt selbst vornehmen, dabei solltest Du allerdings ein paar Dinge beachten. Wir geben Dir einen Überblick darüber, welches Werkzeug Du benötigst, welche Art von Schnitt in Frage kommt und wie Du beim Schneiden vorgehen musst.
Der richtige Zeitpunkt für den Baumschnitt
Die meisten Bäume sollten im Herbst oder Winter zurückgeschnitten werden. Dann befinden sie sich in der Ruhephase, die erst im Frühjahr endet, wenn die neuen Triebe wachsen. Im Spätherbst und Winter sind Bäume außerdem kahl und bieten damit freie Sicht auf die Äste – perfekte Voraussetzungen für einen Schnitt. Außerdem bündelt der Baum im Herbst seine Energie auf den Wurzelballen und den unteren Teil des Stammes, dadurch kann er Verletzungen, die beim Schneiden entstehen, leichter wegstecken. Ein weiteres Plus: In den Herbst- und Wintermonaten brüten Vögel nicht in der Baumkrone, sodass Du auch die tierischen Bewohner nicht beim Nisten störst.
Zu bestimmten Zeiten ist der Baumschnitt deswegen sogar gesetzlich verboten. Grundlage für das Verbot ist seit 2010 der § 39 des Bundesnaturschutzgesetzes: Um Lebensraum zu erhalten, Brutzeiten nicht zu stören und die Wachstumsphase des Baumes nicht negativ zu beeinflussen, ist in der Zeit zwischen dem 01. März und dem 20. September jeglicher Eingriff in Form von Schnitt und Pflege untersagt. Das gilt auch für Hecken, Sträucher und andere Gehölze.
Eine Ausnahme bilden Steinobstbäume wie Kirschen, Aprikosen oder Pfirsiche. Diese solltest Du bereits zwischen Juli und September beschneiden. Auch bei Gehölzen wie Hecken und Sträuchern gibt es eine Besonderheit zu beachten: Mache den Schnitt nur bei Temperaturen über 0°C, da die feinen Äste sonst leicht brechen können und Wunden hinterlassen.
Das richtige Werkzeug für den Baumschnitt
Für einen korrekten Baumschnitt ist spezielles Werkzeug erforderlich, damit dem Baum keine unnötigen Wunden zugefügt werden. Aus dem gleichen Grund sollte das Werkzeug auch immer scharf sein.
Verwelkte Blüten und Blätter können mit einer einfachen Heckenschere bearbeitet werden. Diese kommen mit einem Durchmesser von bis zu 1,5 cm gut zurecht. Für Zweige und Gehölze eignen sich am besten eine Handsäge oder Baumschere. Astscheren mit Getriebeübersetzung bewältigen Durchmesser von etwa 4cm problemlos. Auch Kettensägen können zum Einsatz kommen, allerdings nur spezielle Modelle, die sogenannten Hochentaster. Der Einsatz von handgeführten Kettensägen ist auf Leitern aus Sicherheitsgründen untersagt und sollte auf jeden Fall unterlassen werden!
Eine stabile Leiter kann sehr hilfreich sein, um die weiter oben gelegenen Abschnitte zu erreichen. Achte auf einen sicheren Stand, um Unfälle bei der Baumpflege zu vermeiden. Manche schwören auf Wundverschlussmittel aus dem Baumarkt, welches auf die Wunden aufgetragen wird, um sie zu versiegeln. Dieses kann bei Wunden von mehr als 5 cm Durchmesser sinnvoll sein. Kleinere Schnittstellen heilen in der Regel von alleine ab.
Tipp: Reinige Dein Werkzeug direkt nach dem Einsatz von Pflanzensäften, Holzspänen und Harz, damit es länger scharf bleibt. Wurde damit krankes Holz geschnitten, solltest Du die Flächen außerdem desinfizieren.
So funktioniert der Baumschnitt
Wer noch nie zuvor einen Baumschnitt gemacht hat, erfährt hier alles Wissenswerte, damit es mit dem Rückschnitt klappt. Grundsätzlich musst Du folgende Pflanzenteile des Baumes schneiden:
- Kranke oder abgestorbene Äste
- Gegeneinander reibende Äste
- Dünne, in der Nähe des Stamms wachsende Äste
- Wassertriebe (senkrecht nach oben wachsende Äste)
- Bei Obstbäumen: alte Äste, die keine Früchte mehr tragen
Seitentriebe solltest Du so entfernen, dass die Schnittstellen kurz vor dem Astring liegen. Der Astring ist eine wulstige Verdickung kurz vor dem Stamm.
Dicke und schwere Äste sollten nicht auf einmal, sondern in Schritten abgesägt werden. Brechen sie zu schnell ab, können sie lange Wunden in die Rinde reißen, die nur schwer wieder verheilen und unschöne „Narben“ hinterlassen. Außerdem bieten sie Angriffsfläche für Bakterien oder Pilze.
Je nach Art und Zustand des Baumes gibt es verschiedene Herangehensweisen:
Pflanzschnitt
Beim Pflanzschnitt werden bis auf drei, vier Nebentriebe alle Äste des Baumes entfernt. Besonders steil stehende Äste solltest Du dagegen schneiden, da sie in Konkurrenz zum eigentlichen Hauptstamm stehen. Dadurch wird das Wachstum der Krone gefördert. Die noch verbleibenden Triebe sollten idealerweise in einem 45° Winkel vom Mitteltrieb wachsen.
Ertragsschnitt
Der Ertragsschnitt kommt hauptsächlich bei Obstbäumen zum Einsatz. Dabei wird die Baumkrone ausgelichtet, damit fruchtlose Äste die fruchttragenden Äste nicht überschatten.
Formschnitt
Die Bäume werden wieder in Form gebracht, indem beispielsweise die ganze Krone etwas gestutzt wird. Bei Hecken und Sträuchern sind geometrische Formen beliebt. Wenn Du besonders kreativ bist, kannst Du Dich auch an einer Skulptur versuchen. Folgende Pflanzen eignen sich beispielsweise für einen Formschnitt:
- Eiben
- Glanzmispeln
- Hain- und Rotbuchen
- Liguster
- Feldahorn
- Forsythien
- Kirschlorbeeren
- Thuja
Für den Schnitt grüner Skulpturen sind diese Pflanzen bestens geeignet:
- Buchs
- Eibe
- Kiefern
- Liguster
- Stechpalme
- Thuja
- Zypressen
Entlastungsschnitt
Beim Entlastungsschnitt steht die Baumgesundheit im Vordergrund. Schneide hierzu kranke und zu schwere Äste ab. Auch ein einseitiges Ungleichgewicht kann ausgeglichen werden. Ziel ist es, die Baumkrone gezielt zu entlasten und bruchgefährdete Äste vorzeitig zu entfernen. Achtung: Es darf nie mehr als ein Drittel der Blätter eines Astes entfernt werden, da dieser sonst Absterben könnte. Bedarf es also einer stärkeren Entlastung der Baumkrone, solltest Du es nicht übereilen, sondern den Vorgang über mehrere Jahre strecken.
Entsorgung von Grünabfällen
Sind die Bäume im Garten erfolgreich zurückgeschnitten, bleibt jede Menge Grünabfall zurück. Wenn Du das entsprechende Werkzeug zur Verfügung hast, kannst Du die Holzabfälle selbst zerkleinern und kompostieren. Im Winter kannst Du sie dann als Kälteschutz auf Beeten ausbreiten. Sortiere vorher allerdings kranke oder pilzbefallene Teile aus und entsorge sie stattdessen über die Biotonne oder Kompostdeponien.
Egal, ob Obst- oder Laubbäume, spätestens im Herbst solltest Du Deine Bäume im Garten schneiden. Besorge Dir vor dem Baumschnitt unbedingt das entsprechende Werkzeug. Eine Heckenschere, Astschere sowie eine Handsäge dürfen dabei keinesfalls fehlen. Bevor Du loslegst, solltest Du Dir überlegen, welchen Schnitt Du anwenden möchtest: Lege hierzu im Vorfeld Ziele fest. Soll der Baum eine neue Form bekommen oder möchtest Du den Ertrag steigern? Ist der Baum bruchgefährdet und überlastet? Mit diesen Vorüberlegungen und Tipps steht einem erfolgreichen Rückschnitt nichts mehr im Wege und Dein Garten kann sich bis zum kommenden Frühjahr ganz prächtig entwickeln.